Wie Schüler die Arbeit im Fach DS erleben

Der Kirschgarten

(nach Tschechow)

Eine Theaterproduktion des 2. Semesters

„Der Kirschgarten“ von Anton Chechov scheint das Stück zur Stunde zu sein: Eine Gesellschaft, die weiß, dass sie über ihre Verhältnisse lebt, die weiß, das sie sich reformieren muss, die auch Tag und Nacht über Reformen redet, zeigt sich im Kern reformunfähig. Jenseits der Sphäre des Geldes ist Glück nur noch schwer vorstellbar.

Die Ökonomie scheint eine launische Göttin zu sein, deren widersprüchliche, unberechenbare Gesetze eine anarchische Dynamik entfesselt. Die Versuche, ihre Wirkungsweise analytisch zu fassen, gleichen in ihrer Aussichtslosigkeit der Suche nach gesicherten Roulette-Systemen.

Liebe Spielerinnen und Spieler, 

und am Ende hat es doch geklappt!!! Auch wenn uns Anna mit ihrem zeitweiligen Pessimismus, „das funktioniert doch nie, Frau Maier!“, und die stets wechselnde, nie vollständige Anwesenheit der Spielerinnen und Spieler schwer zu schaffen machten, so ereignete sich am Tag der Premiere ein wahres Wunder. Alle beherrschten ihren Text, die Einsätze erfolgten an der richtigen Stelle, keiner fiel aus der Rolle und auch das Publikum war begeistert. Gut, das eine Requisit verselbständigte sich zwischenzeitlich, was so nicht geplant war, jedoch ging auch dieser Zwischenfall ohne größere Verletzungen über die Bühne.

Erinnern Sie sich noch, wie wir begonnen haben mit der Theaterarbeit? Da dachten noch einige von Ihnen, Theaterspielen, das ist so was wie GZSZ. Klischeehafte Gesten, rollende, weit aufgerissene Augen und endloses Textaufsagen machen da schon die ganze Breite der Darstellung aus. Unsere spielerischen Übungen am Anfang fanden Sie dagegen ziemlich albern, noch wussten Sie nicht, was das Ihnen bringen sollte.

Und so hatten zumindest Greg und Matze ihre Freude, betrachteten das merkwürdige Geschehen eher aus der Distanz und liebten vor allem das autogene Training am Anfang des Unterrichts. Aber da gab es auch andere Stimmen.

Marlene gab sich sogleich als leidenschaftliche Saxophon-Spielerin zu erkennen, Tanja brachte ihre Mutter ins Spiel, die gut nähen kann, Nora hatte immer prima Ideen und unsere Profis Laura und Anna bereicherten die Arbeit mit ihrem Engagement. Und was Sie alles gelernt haben! 

Belinda, unser Zappelphilipp, hampelte am Ende nicht mehr wirr über die Bühne, sondern konzentrierte sich auf wenige, aber bewusste Bewegungen. Derya, deren Körperhaltung anfänglich eher einem Stock glich, entwickelte in ihrer Rolle Witz und den Charme eines verstörten Landstreichers. Und erst Daniela, die im Unterricht so ruhige und zurückhaltende Schülerin, ging auf der Bühne ab wie eine Rakete. Nicht wiederzuerkennen war sie in ihrer Rolle als tollpatschiger, immer über irgendetwas stolpernder Jepichidow, auch wenn sie, wie sie stets versicherte, diesen Trottel nicht unbedingt geliebt hat. Pauline ging ganz in ihrer Rolle der optimistischen Anja auf, spielte sie mit mädchenhaftem Charme, und die wundersame Vermehrung des Blumenkleides machte es möglich, die Rolle der Anja zweifach zu besetzen, so dass auch Maren sich beweisen konnte. Unsere Warja, die brave Ziehtochter, gespielt von Nadine (oder von mir auch häufig Janine genannt, Entschuldigung!!!), überzeugte ebenfalls in ihrer ganzen Verlorenheit.

Matthias wusste dann auch endlich, wie er seinen Lopachin zu spielen hatte, die Zeit und das liebe Geld waren seine Themen im Stück. Da uns Lilli leider mehr oder weniger abhanden gekommen war, erschien die Rettung in Person von Nora, die sich mindestens ebenso elegant verbiegen konnte wie Lilli und sich zudem auch noch durch Zuverlässigkeit und kluge Einfälle auszeichnete. Mia gab uns den Jascha, Caro wuchs über sich hinaus und brachte den verliebten Studenten sehr einfühlsam und überzeugend rüber. Franziska kam irgendwie nicht so recht zum Zuge, rettete uns dann dennoch mit ihrer ruhigen und zuverlässigen Art. Ein großes Lob an dieser Stelle für unsere Souffleuse, die es eigentlich beim Schultheater nicht gibt, uns aber eine wertvolle Hilfe war. Sahra wollte eigentlich nicht auf die Bühne, aber ohne den Hirsch am Anfang ging es auch nicht und ihre Umsichtigkeit hinter der Bühne, die Sorge darum, dass alle Requisiten sich an ihrem Platz befanden und der OH-Projektor auch das richtige Bild präsentierte, darauf konnten wir bauen. 

Anna kämpfte tapfer mit ihrer Rolle der russischen Mama, deren gleichmütige Liebe ihrem ureigensten Temperament im Grunde widersprach, während Laura in der Person des stets verliebten Dienstmädchens ihre Figur gefunden hatte. Besonders diesen beiden Darstellerinnen sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für ihren besonderen Einsatz gedankt, da sie zur gleichen Zeit noch in einer anderen Produktion ihr Können unter Beweis stellten. Und zu guter Letzt darf der alte Firs natürlich nicht unerwähnt bleiben. Auch wenn manchem der Zuschauer unser Stück doch etwas rätselhaft blieb, -da fehlte vielleicht auch die Theatererfahrung-, Firs war immer der Lacher.

 Der gute alte Firs, der sein Lebtag der Familie der Ranjewskaja treu gedient hat, dessen Leben das personifizierte Dienen ausmachte und der selbst in seiner Sterbestunde noch um das Wohl seines Herren besorgt ist, konnte sich der Anteilnahme des Publikums sicher sein. Wir konnte alle beobachten, wie Greg immer mehr mit seiner Rolle verschmolz, zu Firs wurde. Und so verwunderte es auch nicht, dass während der Pausen am Vormittag zuweilen ein gebückter alter Mann durch die 0. Ebene schlurfte.

mai