Melanie Klein

Melanie Klein ist neben Anna Freud sicherlich die bekannteste Vertreterin der sogenannten Laienanalytikerinnen, wie die nicht-ärztlichen Psychoanalytikerinnen genannt wurden. Sie wurde am 30. März 1882 in Wien geboren und wuchs hier in einem bürgerlich-jüdischen Elternhaus auf. 1913 und 1914 erlitt sie schwere depressive Schübe, begab sich in Analyse bei Sandor Ferenczi, einem nächsten Schüler von Freud und wurde durch die Lektüre von Freuds Schrift "Über den Traum" von einer Hilfesuchenden bald zu einer engagierten Schülerin der Psychoanalyse. Sie veröffentliche kinderanalytische Studien. Nach ihrer Emigration nach London (1926) entwickelte sie sich mit ihrer Londoner Schule der Kinderanalyse sogar zur Herausforderin der Wiener Schule um Anna Freud.

Ab wann sind Kinder analysierbar ?

Anna Freuds Auseinandersetzung mit Melanie Klein beruhte auf einem entscheidenden Punkt. Anna Freud hielt Kinder erst jenseits des sechsten Lebensjahres für analysierbar, während Melanie Klein behauptete, man könne auch jüngere, einer klaren Sprache noch nicht mächtige Kinder behandeln. Sie entwickelte eine Spieltherapie.

Wer vertritt die "reine Lehre" Freuds - Anna oder Melanie?

Mit der Emigration der Familie Freud nach London im Jahr 1938 befand sich nun Kleins Kontrahentin in unmittelbarer Nähe und der Konflikt erreichte noch einmal einen Höhepunkt. Schließlich ging es um nicht mehr und nicht weniger als die Frage: Wer von den beiden Frauen (und ihren Gruppen) vertritt die "richtige" Psychoanalyse und die "reine Lehre" Freuds? Diese Kontroverse führte zu einer informellen internen Spaltung der Britischen Psychoanalytischen Gesellschaft.

Bis zu ihrem Tode im Jahre 1960 entwickelte Melanie Klein ihre eigenen Theorien weiter. Sie gilt als Begründerin der Objektbeziehungstheorie, einer Theorie, die heute für psychoanalytisches Denken und klinisches Handeln von grundlegender Wichtigkeit ist.

Alle Zeichnungen:  © Gabi Neumann-Schirmbeck