GeDenktag 27. Januar 2018
Gedanken zum GeDenktag 2018
(Erinnerungsorte vor und hinter unserer Schultür)
„Erinnern heißt heute handeln.“ Erinnern heißt gedenken, wahrnehmen, Erinnertes äußern und andere auffordern, ebenso zu agieren. Erinnern heißt handeln, indem die Gedanken und Erinnerungen bewahrt werden, Gemeinsames gedacht wird. Erinnern heißt handeln, indem wir heute gegen Diskriminierung und Unrecht aktiv werden. Warum sollte gerade dieses Motto für uns und unsere Schüler wichtig sein? Zum einen gibt es den direkten Bezug zur Namensgeberin unserer Schule. Anna Freud musste mit ihrer Familie 1938 nach London fliehen und erlangte dort Verdienste in der Kinderanalyse, kümmerte sich ebenso um eine Gruppe Waisen aus dem Konzentrationslager Theresienstadt.
Daher begründet sich die Tradition unserer Schule, der Anna-Freud-Oberschule, den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, den 27.Januar, wahrzunehmen.
Zum anderen stellen wir fest, dass es zunehmend lückenhafte Geschichtskenntnisse gibt und das konkrete Thematisieren des Erinnerns unabhängig von erwarteten schulischen Leistungen zum Abbau von Vorurteilen beiträgt. Der Tag wird daher gemeinsam von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern sowie zahlreichen Gästen gestaltet. Besonders lange bzw. ewig in Erinnerung bleiben die Zeitzeugenlesungen -und gespräche. In diesem Jahr trugen neben zahlreichen anderen Schilderungen und Erzählungen vor allem die von Margot Friedländer, Petra Rosenberger und Sigrid Falkenstein dazu bei. Ebenso war es vor allem 2018 unser Anliegen an alle verfolgten Minderheitsgruppierungen zu erinnern und dabei verschiedene Formen des Erinnerns einzubeziehen.
Du hattest mich
verloren gemacht -
ich habe mich
wiedergefunden
ohne dich -
so hast du mich
dir verloren gemacht.
Rahel R. Mann
Das Besondere dieses Gedenktages 2018 hat noch einen weiteren Grund, der auf die Besonderheiten der Apostel-Paulus-Kirche und des Stadtteiles zurückzuführen ist. Es gibt drei historische Kategorien: Raum, Zeit und Personen. Diese drei sind am 26.01.2018 in der Kirche zusammengetroffen: das vorgegebene Datum, die Kirche als Ort der Begegnung und des gelebten Widerstandes, darüber informierte der Superintendent Michael Raddatz. Er verwies auf die Tradition der Kirche und die besondere Rolle des Pfarrers Eitel-Friedrich von Rabenau, Mitglied der bekennenden Kirche, für den der einzelne Mensch zählte, der bewusst jüdische Mitbürger auch nach 1941 in der Kirche und zu Hause willkommen hieß. Diese Geschichte wurde lebendig durch die Erzählung von Rahel Mann, die von selbigem getauft wurde und die in der Kirchgemeinde von verschiedenen Familien, auch in seiner und vor allem von Frau Vater versteckt wurde und nur so die Zeit des Nationalsozialmus überlebte. Die Schüler und Lehrer unserer Schule ließen den Kirchenraum durch besondere Musik erklingen, dazu gehörte ein vertontes Gedicht Rahel Manns sowie Lieder der Gefangenen des Konzentrationslagers Ravensbrück.
Unserer besonderer Dank gilt neben der Apostel-Paulus-Kirchgemeinde daher dem Vorbereitungsteam, das im Kern aus Dr. Emme, Dr. Zimpel und Frau Anto bestand. Sie haben für uns geplant, organisiert und uns ermutigt, uns mit zahlreichen Ideen einzubringen. Ihre Motivation hat uns Lehrer/ innen und unsere Schüler mitgezogen, so dass die Vorbereitung eine gemeinsame war. Vielen Dank! Ich freue mich bereits auf den kommenden GeDenktag, auf ein neues Motto, spannende Gäste und neue Schülergruppen, denn „jede Generation muss ihren eigenen Zugang zu der Geschichte des Nationalsozialismus finden“ (M.Emme).
Frances Pensold
im Namen der Lehrer*innen und Schüler*innen
der Anna-Freud-Schule